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Mi, 01.06.

Prinz Pi

Support: Teesy + Lot

Die Schule bleibt für viele von uns die größte Hölle, die das Leben parat hält. Der einzige Trost ist die gute alte Dreigruppenregel: Jene, die auf dem Schulhof den Ton angeben, haben am letzten Schultag den besten Teil ihres Lebens oft schon hinter sich. Das ist die erste Gruppe. Dann gibt es die Leute, die nichts in Frage stellen, alles brav mitmachen und von Anfang an das Spiel spielen, das die Gesellschaft vorgibt: sie werden normal, erfolgreich, also langweilig. Und schließlich sind da die Eckensteher und Sonderlinge. Leute, die sich erst zurechtfinden müssen in diesem absurden happy-sad- Ding namens Leben. Die Fragen haben und Antworten verlangen – und deshalb von Anfang an ein bisschen mehr über alles nachdenken als andere, nur eben nicht so viel über Mathe und Physik. Manchmal denken sie auch zu viel nach, aber diesen Leuten – der dritten und natürlich interessantesten Gruppe – verdanken wir einige der größten Werke aus Kunst, Musik und Literatur. Jene zuvor Ausgestoßenen und Missverstandenen fangen nach der Schule überhaupt erst richtig an zu leben – sofern sie es irgendwie schaffen, mit dem ganzen Scheiß, der uns umgibt, irgendwie umzugehen, ein Ventil zu finden.
Yours truly Friedrich Kautz aka Prinz Pi gehört natürlich zur letzten Gruppe, eh klar. »Zehn Jahre nach dem Abitur bin ich wieder der unbeliebte Junge mit der Kackfrisur«, rappt er unter anderem in »Rebell ohne Grund (Kompass Reprise)«, jenem Track, mit dem sein neues Album »Im Westen Nix Neues« nach dem kurzen monologischen Intro »Vorzimmer BB« beginnt. Pi-Experten erkennen hier natürlich direkt einen Link zum letzten Album „Kompass Ohne Norden“. Das Werk des Prinz Pi ist eine fortschreitende Geschichte mit etlichen Seitensträngen, Nebenhandlungen und roten Fäden. Ein Kontinuum, in dem ein Element das andere ergänzt, aber gleichzeitig jedes neue Album unverrückbar für sich selbst und die Zeit, in dem es entstand, steht. Und diesmal gab es eine Menge zu erzählen!


Fotos by Thorsten Dirr